schutzlos ausgeliefert – mit und ohne Corona

In der Lieferbranche zu arbeiten ist schon ohne Krise einer der ärgerlicheren Jobs dieser Gesellschaft: Die Angestellten sind leicht austauschbar. Als Ausbildung genügt meist ein Führerschein. Und das ist bitter zu spüren: Schlechte und befristete Arbeitsverträge reihen sich aneinander. Während Arbeitsunfälle im Straßenverkehr keine Seltenheit sind, muss mensch regelrecht dankbar sein, wenn mensch bei den Arbeitgeber*innen direkt angestellt ist und diese ein Fahrzeug zum Ausliefern zur Verfügung stellen. Outgesourced, als Subunternehmer*in beschäftigt oder in die Scheinselbstständigkeit gedrängt, so geht es vielen. Entsprechend muss sich bei Fahrradlieferdiensten oft noch ums eigene Dienstfahrzeug gekümmert werden – unentgeltlich versteht sich. Körperlich anstrengend ist die Arbeit häufig auch – und nein, die Aufzählung ist nicht am Ende: Kundenkontakt zwingt zum Lächeln. Keine einfache Aufgabe, insbesondere wenn dabei bewusst ist, dass jeder gefahrene Meter getracked wird und es ein Leichtes sein dürfte, für jede* Mitarbeiter*in ein Leistungsprofil zu erstellen. Wie viel Prozent der Unteren jedes Jahr entlassen, bzw. wessen Vertrag verlängert wird, entscheiden die Arbeitgeber*innen nach Erfahrung.

Ähnliches gilt für die Arbeit direkt vor dem Zustellen im Lager: Arbeitsunfälle durch meterhohe Regale, aus denen unter Zeitdruck Dinge geholt werden müssen, schwere Lasten schleppen – natürlich unter Zeitdruck, Mindestlohn, Outsourcing an Zeitarbeitsfirmen. Arbeitskämpfe müssen hier dringend geführt werden!

Nun leben wir allerdings in Zeiten der Krise und Lieferdienstangestellte und Lagerist*innen gehören zu den Berufsgruppen die nicht zu Hause bleiben oder auf Kurzarbeit umstellen können. Und Kontakt zu anderen Menschen lässt sich beim Übergeben von Essen oder Paketen auch schwerlich vermeiden.

Obwohl die gesamte Branche in dieser Krise Konjunktur hat, spiegelt sich das kaum in den Arbeitsbedingungen der Menschen wieder: Wenn es Handschuhe gibt, dann selten genügend um sie regelmäßig zu wechseln, das Lohnniveau bleibt niedrig und Einmalzahlungen (für sich genommen schon eine Dreistigkeit im Vergleich zu einer dringend notwendigen Gehaltserhöhung) sind nur für den medizinischen Bereich in der Diskussion.

Darum fordern wir eine Lohnanhebung um 30% für Zusteller*innen!

Dazu ausreichend Schutzkleidung wie Handschuhe, Masken und Schutzbrillen – oder entsprechende finanzielle Entschädigung, damit sich Mitarbeiter*innen selbstständig mit Schutzkleidung versorgen können.

Unterstützt unsere Online-Kampagne #schutzlosausgeliefert.

[ssba]

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