Union Busting – ein Angriff auf uns alle!
Der Begriff „Union Busting“ kommt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt: Gewerkschaften sprengen. Und Sprengkraft hat das Ganze. Denn Union Busting bedeutet, dass ein Boss nichts abgeben möchte von seiner Macht im Betrieb und dazu bereit ist diejenigen, die es wagen Mitbestimmung zu fordern, auf unmenschlichste unter Druck zu setzen. Wenn dieser Druck als gezielte Kampagne aufgezogen wird, sprechen wir von Union Busting.
Union Busting hat zum obersten Ziel, die Kolleg*innen zu vereinzeln, denn alleine lässt sich eben nicht mitbestimmen und keine Demokratie leben. Mitarbeiter zu vereinzeln ist eine grausame Praxis. Einzelne Menschen, die dem Boss negativ auffallen, häufig Betriebsrät*innen oder diejenigen, die in Verdacht stehen auch nur mit den Betriebsrät*innen zu reden, werden herausgepickt. Dann hagelt es Abmahnungen. Menschen werden an Schreibtische alleine im Keller gesetzt, nachdem sie aus der Verwaltung ins Lager versetzt wurden, wo sie statt einem PC mit Internetanschluss eine Schreibmaschine erwartet. Die Möglichkeiten von Vorgesetzten, ihren Mitarbeitern das Leben zur Hölle zu machen, sind vielfältig.
Und wenn der Boss selbst nicht kreativ genug ist, dann gibt es ein reichhaltiges Angebot an Rechtsanwaltskanzleien, die sich auf Union Busting spezialisiert haben und beratend zur Seite stehen. Dass Rechtsanwälte mitmischen, ist übrigens alles andere als eine Garantie dafür, das sich an Recht und Gesetz gehalten wird. Unhaltbare Kündigungen und Diffamierungen vor anderen Mitarbeiter*innen oder Schadensersatzforderungen, die die Grenze zur Nötigung überschreiten sind nur die Spitze des Eisberges.
Die üblichsten Mittel von Union Busting sind ganz allgemein gesagt Fehlinformation, Drohung und Versprechung. Der Boss und seine Helfer initiieren z.B. häufig Aktionen, die so aussehen sollen als kämen sie aus der Belegschaft, um Streit und Unsicherheit zu säen.
Diese Angriffe können nur als ein Angriff auf uns alle gesehen werden. Es ist ein Angriff auf die Vereinigungsfreiheit in Betrieben und Gewerkschaften. Denn hinter ihnen steht das große Ziel, kollektive Mitbestimmung zu verhindern und im Betrieb alle Macht beim Boss zu bündeln.
Wir müssen der Desinformation Aufklärung, der Diffamierung Solidarität und der Isolation Organisation entgegensetzen.
Dabei müssen wir uns darauf einstellen, dass der Boss eine Eskalationsstrategie geplant hat, denn wir haben es mit einer gezielten Kampagne gegen unsere Freiheit und Würde zu tun. Es hilft zunächst zu erkennen, was der Boss tut. Obwohl Union Busting so flexibel und vielfältig ist, wie es Betriebe und Personen, auf die man einhacken kann sind, gibt es übliche Muster einer solchen Kampagne.
In der ersten Phase werden Mitarbeiter*innen diffamiert und ausgegrenzt.
Begleitet von einer Desinformationskampagne zu Gewerkschaften, werden Betroffene der Kampagne bei Kolleg*innen schlecht gemacht. Der Boss verweigert die Zusammenarbeit mit Gremien und Gewerkschaft, isoliert Betroffene räumlich und baut über Abmahnungen und Kündigungen Druck auf, Kolleg*innen werden mit Vergünstigungen bestochen und in Einzelgesprächen unter Druck gesetzt, die Liste lässt sich fortsetzen.
In der zweiten Phase wird der Druck erhöht, etwa durch Hausverbote für Betroffene. Kündigungen werden zum Wochenende zugestellt, um die Erholungsphase zu stören.
Betriebsrät*innen und Gewerkschaften sollen so in eine Defensivhaltung gedrängt werden und von inhaltlicher Arbeit abgehalten.
In der dritten Phase werden die Ressourcen von Betriebsrät*innen und Gewerkschaften in langfristigen juristischen Auseinandersetzungen gebunden. Einzelne Personen werden zermürbt.
In der vierten Phase greift der Boss tief in die Trickkiste und schiebt den Betroffenen Straftaten unter, bezichtigt sie zum Beispiel des Diebstahls.
In Phase 5 wird ein Aufhebungsvertrag mit Schweigeklausel angeboten.
Nach Monaten der Auseinandersetzung sind die betroffenen Kolleg*innen nun vermutlich gewillt so gut wie alles zu unterschreiben, um einfach das Leben nicht mehr zur Hölle gemacht zu bekommen.
Die Gesetzesbrüche von Boss bleiben ungeahndet, das Betriebsklima ist völlig zerstört und der Boss, der unangefochtene herrische Gockel im Betrieb, der weiß, dass er nur genügend auf die Mitarbeiter einhacken muss, um seinen Willen zu bekommen.
Doch dazu muss es nicht kommen. Wir können Gegenstrategien entwerfen, die Eskalationsstufen des Boss erwarten und ihm einen Schritt voraus sein.
Wir können medialen Druck aufbauen. Wir können Betroffenen den Rücken stärken und juristische sowie psychosoziale Unterstützung organisieren. Wir können die Öffentlichkeit informieren.
Aber am wichtigsten: Wir können in die Offensive gehen. Geben wir den juristischen Kram in die Hände unserer Juristen, lassen wir uns nicht ablenken, denn das ist die Taktik des Bosses. Konzentrieren wir uns auf das, was er verhindern möchte: Das betriebspolitische Handeln.
Wenn wir es mit Union Bustern zu tun haben, dann werden wir uns so verhalten.
Das heißt, wir haben in ihnen keine Ansprechpartner mehr, wir müssen untereinander reden, wir müssen uns organisieren, in aller Konsequenz. Und natürlich kann die Gegenmaßnahme nur im Kontext der Größe der Schweinerei bemessen werden.
Mehr info findest du hier (externer Artikel der DA).
Siehe auch: Union Busting bei Bergfeld’s Biomärkten (FAU Bonn, 28. Februar 2021)